Relevante Kompetenzen
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Aus der Lage zur Kompetenz zum Szenario
Nachdem wir festgestellt haben, wie wir unsere Ziele hierarchisieren, um zur Kompetenz zu gelangen, stellt sich nun vor allem die Frage, welche Kompetenzen in der Selbstverteidigung wichtig sind, insbesondere solche, die wir mit der Methode des Szenariotrainings überprüfen, respektive rückmelden können.
Zunächst gibt es eine Reihe von Kernkompetenzen, über die in der Fachwelt weitgehend Einigkeit besteht, und die von einzelnen Fachautoren mal mehr und mal weniger leidenschaftlich ins Feld geführt werden.
1.Situationsbewusstsein, z.B. Gavin de Becker, der sich auf das proverbiale Geschenk der Angst stützt, das es vermittels der menschlichen Intuition ermöglicht, Gefahrensituationen vorauszusehen.
2.Deeskalation, z.B. McKenchie, der auf die Wichtigkeit von Frühwarnzeichen eingeht und deeskalative Maßnahmen vor dem Hintergrund einer positiven Beziehung zum Aggressor zu überdenken empfiehlt.
3.Selbstbeherrschung, z.B. Lyubomirsky, die herleitet, inwieweit positive Emotionen und Verhaltensweisen auch zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebenszufriedenheit beitragen können.
4.Körperliche Fähigkeiten, z.B. Korn, der die psychologischen Auswirkungen von Kampfkunsttraining untersucht und auch, wie es helfen kann, Stress abzubauen, das Selbstvertrauen zu stärken und die persönliche Entwicklung zu fördern.
De Becker, G. (1997). The Gift of Fear: Survival Signals That Protect Us from Violence. Little, Brown and Company.
McKechnie, K. (2018). Defusing violence: Effective strategies for dealing with aggressive and potentially violent individuals. Routledge.
Lyubomirsky, S. (2008). The How of Happiness: A Scientific Approach to Getting the Life You Want. Penguin Books.
Korn, R. E. (2013). The Psychology of Martial Arts. Rutledge.
Neben diesen Kernkompetenzen gibt es zahlreiche, also wirklich mannigfaltige Fertigkeiten, die es dem Lernenden erleichtern können, in einer Gewaltlage zu bestehen, sei es in den entscheidenden Momenten vor dem körperlichen Konflikt oder innerhalb der Kampfhandlung. Insofern begreifen wir das Training als strategische Ordnung, da es die Ressourcen der Lernenden aufbauen kann, sie sinnvoll strukturiert und dadurch eine Vorteilslage entstehen kann, wenn es darauf ankommt.
Damit dieser Vorteil faktisch besteht, muss der im Training gelieferte Inhalt relevant sein. Und einerseits gibt es leider keinen Weg, im Voraus der Lage zu erfahren, was wirklich relevant ist, andererseits herrscht selbst bei den zuvor aufgeführten Kernkompetenzen keine tatsächliche Einigkeit. Es gibt durchaus Trainer, die aufgrund ihrer individuellen Erfahrung das Thematisieren kommunikativer Elemente im Training ablehnen. Andere verzichten gänzlich auf Schläge oder lehnen den Gebrauch von Waffen konsequent ab. Würden wir nun sämtliche Meinungen zulassen und anteilig in unsere Trainingskonzeption einfließen lassen, würde kein Szenario mehr zu einem realitätsnahen Ende geführt werden können. Letztlich spielen noch Sonderfaktoren wie Zufall, Glück, Tagesform, Intoxikation usw. bisweilen tragende Rollen. Systematizität und die Beachtung des Lehrdiskurses scheinen hier nicht das erstrebte Ergebnis zu liefern.
Es bietet sich daher an, auf Expertenmeinungen gänzlich zu verzichten. Nicht, um deren Bedeutsamkeit etwa zu schmälern, sondern um dem an realistischem Szenariotraining interessiertenTrainer einerseits die einfachste, andererseits die sicherste Quelle der Inspiration zu präsentieren: die beobachtete Wirklichkeit.
Dank des gesellschaftlichen Zwangverhaltens hin zur Digitalisierung unseres kollektiven Gedächtnisses besteht vermittels der Dienste von Google ein enorm großer Vorrat an Reallagen im Videoformat. Die bekannteste Plattform dafür ist YouTube, aber auch in Messengerdiensten wie Telegram und weiteren gibt es zahlreiche Ressourcen für ungeschnittene, der Wirklichkeit entnommene Gewaltlagen. Ihrerseits stellen diese nicht nur eine Gefahr für eine wertestabile Entwicklung der Jugend und ein insgesamt bedenkliches Gesellschaftsphänomen dar, sondern liefern dem professionellen Selbstschutztrainer auch einen ehrlichen Zugang zur Ermittlung relevanter Trainingsinhalte.