Wo rohe Kräfte sinnvoll walten von Wolfgang Beudels und Wolfgang Anders

📖  Beudels, W., & Anders, H. W. (2014). Wo rohe Kräfte sinnvoll walten: Ringen, Rangeln, Raufen in pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern (6. Aufl.). Borgmann/Verlag modernes Lernen.

Ich würde sagen, das ist ein Klassiker zur Bedeutung von körperbetonten Spielen wie Ringen, Rangeln und Raufen in pädagogischen und therapeutischen Kontexten. Manche der extrem zahlreichen Übungen passen nicht so richtig ins Heute, aber das wird dem geneigten Profi beim Durcharbeiten nicht entgehen. Und hier gibt es Einiges zum Durcharbeiten.

Die beiden Autoren sind als Doktor der Erziehungswissenschaft (Beudels) und Diplomsport- sowie Sonderschullehrer (Anders) extrem erfahren, sowohl in der allgemeinen wie Fachpädagogik und für dieses Thema enorm wichtigen Psychomotorik. Ihr Buch richtet sich an Lehrer, Therapeuten und Eltern und bietet umfassende theoretische und praktische Einblicke, um das spielerische Kämpfen gezielt in die Entwicklungsförderung von Kindern und Jugendlichen einzubinden. Beudels und Anders zeigen auf, wie kontrollierte körperliche Auseinandersetzungen das Selbstbewusstsein, die Sozialkompetenz und die Körperwahrnehmung stärken können, was gerade in einer Zeit zunehmender Bewegungsarmut für viele Heranwachsende wichtig ist.

Die Stärke des Buches liegt in seinem praxisorientierten Zugang. Neben den theoretischen Grundlagen liefern die Autoren richtig viele Spiele und Übungen, die in verschiedenen Altersgruppen umsetzbar sind. Durch diese Aktivitäten fördern die Kinder nicht nur ihre motorischen Fähigkeiten, sondern lernen auch, ihre Kräfte zu dosieren und die Grenzen anderer zu respektieren. In der psychomotorischen Förderung ist der Aspekt der bewussten Körpererfahrung zentral. Die Autoren legen Wert darauf, dass es bei diesen Aktivitäten nicht um Wettbewerb und Gewinner oder Verlierer geht, sondern um Kooperation und spielerisches Miteinander. Diese Herangehensweise kann besonders in inklusiven und sonderpädagogischen Settings hilfreich sein, da sie einen niedrigschwelligen Zugang zu Bewegung und sozialem Lernen ermöglicht.

Ein bemerkenswerter Aspekt ist die Strukturierung der Übungen: Von sanften Kontaktspielen bis hin zu komplexeren sozialen Situationen, die Empathie und Rücksichtnahme erfordern, bieten Beudels und Anders einen breiten Fundus. Sie berücksichtigen dabei sowohl klassische Kampfsportelemente wie das Ringen und Judo als auch Prinzipien der Bewegungsentwicklung. Indem die Übungen an das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder angepasst werden, bieten die Autoren einen flexiblen Ansatz, der für eine Vielzahl von Institutionen geeignet ist, wie etwa Kindergärten, Schulen und Therapiezentren.

Einzig vermisse ich einen Bezug zu emotionalen Herausforderungen, insbesondere den Umgang mit Aggressionen. Auch wenn die Autoren die Selbstregulation als positiven Effekt hervorheben, bleibt offen, wie Konflikte gelöst werden sollen, wenn das spielerische Raufen außer Kontrolle gerät. Aspekte wie Emotionserkennung und Konfliktmanagement wären als Ergänzung wünschenswert, um das Konzept in der Praxis zu verfeinern.

Insgesamt bietet dieser Klassiker aus dem Anfang des Jahrhunderts eine durchdachte Kombination aus Theorie und Praxis, die sich positiv auf die Entwicklung sozialer und körperlicher Kompetenzen auswirken kann. Für Fachleute, die an Bewegungsförderung und der sozialen Entwicklung von Kindern interessiert sind, bietet das Buch eine inspirierende Ressource, die einen spielerischen Zugang zum Thema Gewaltprävention aufzeigt, ohne auf Drill oder starre Regeln zu setzen. Wer das Buch mit dem Ziel kauft, ein tieferes Verständnis für die Verbindung von Körper- und Sozialkompetenz zu entwickeln, wird von den vielfältigen Praxisanleitungen und der fundierten theoretischen Basis profitieren.

Damit richtet sich das Buch besonders an pädagogisch Tätige, die neue Wege in der körperorientierten Entwicklungsförderung suchen.

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