Wenn Papa tot ist, muss er dann sterben? von Ralph Caspers

📖  Caspers, R. (2021). Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?: Wie wir Kindern in Trauer helfen können. Kösel-Verlag.

Als mir der fähige Szenariotrainer-Veteran Christoph Palmert dieses Buch als Reaktion auf meinen Podcast empfohlen hat, war ich ehrlich gesagt erstmal skeptisch. Soll mir der Typ von der „Sendung mit der Maus“ etwas über Trauerarbeit beibringen können? Ich war gedanklich schon bei Bastelanleitungen und Maus-Sachgeschichten. Doch der Titel war auffallend persönlich. Ich habe meinen Vater recht früh verloren, und es beschäftigt mich immer noch, welche Rolle das in meinem Leben spielt. Was wäre gewesen, wenn das noch früher passiert wäre? Klingt bei mir immer mit. Also was solls…

Ralph Caspers, bekannt als Moderator und TV-Persönlichkeit, widmet sich in seinem Buch „Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?“ einem Thema, das viele Eltern und Fachkräfte vor eine große Herausforderung stellt: der Umgang mit trauernden Kindern. Der Titel mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen, doch genau darin liegt auch die Stärke des Buches – es geht nicht nur um fachliche Erklärungen, sondern um die reale Sprachwelt und Gedankenwelt von Kindern, wenn sie mit dem Tod konfrontiert werden.

Caspers richtet sich vor allem an Eltern, Pädagogen und andere Bezugspersonen, die Kinder durch eine Trauerphase begleiten müssen. Das Buch versucht auf verständliche Weise zu erklären, wie Kinder den Tod wahrnehmen und verarbeiten. Dabei mache es keinen Unterschied, ob es sich um den Verlust eines Elternteils, Großelternteils oder eines geliebten Haustiers handelt. Der Autor beschreibt einfühlsam, wie sich die kindliche Wahrnehmung von Tod je nach Alter und Entwicklungsstufe unterscheidet. Hier liegt ein großer Vorteil des Buches: Es gibt keine „Einheitslösung“ für den Umgang mit trauernden Kindern, sondern Ralph Caspers zeigt verschiedene Ansätze und Perspektiven auf, die sich je nach Situation und Persönlichkeit des Kindes anpassen lassen.

Eine der zentralen Erkenntnisse des Buches ist die Betonung darauf, dass Kinder oft Fragen stellen, die Erwachsene überraschen oder verunsichern können. Fragen wie „Muss Papa jetzt sterben, wenn er schon tot ist?“ erscheinen für Erwachsene unlogisch, sind aber Teil der kindlichen Art, den Tod zu begreifen. Caspers empfiehlt, solche Fragen nicht vorschnell abzutun, sondern sie ernst zu nehmen und kindgerecht zu beantworten. Es wird verdeutlicht, dass Kinder oft einen anderen Zugang zu Tod und Trauer haben, der weniger durch Schwere und Dramatik geprägt ist, sondern eher durch Neugierde und Unsicherheit.

Darüber hinaus bietet Caspers praktische Hilfestellungen, wie man kindgerechte Erklärungen findet, ohne das Thema zu verharmlosen oder zu stark zu emotionalisieren. Seine Botschaft: Kinder brauchen die Wahrheit, aber auf eine Art und Weise, die ihrem Alter entspricht. Sie sollen verstehen dürfen, ohne überfordert zu werden. 

Eine besondere Stärke des Buches ist die Betonung auf kreative Trauerbewältigung. Caspers zeigt, dass es nicht nur Worte sind, die den Trauerprozess erleichtern. Durch Zeichnungen, Geschichten oder symbolische Handlungen (wie etwa das Anlegen eines Erinnerungsgartens) können Kinder ihre Gefühle ausdrücken und verarbeiten. Hier schafft Caspers Raum für Fantasie und kindliche Ausdrucksformen.

Ebenso akzentuiert er die Rolle der Eltern und Erwachsenen im Trauerprozess. Caspers beschreibt eindringlich, dass es auch okay sei, wenn Erwachsene Unsicherheiten haben oder ihre eigene Trauer zeigen. Kinder lernen durch das Vorbild der Erwachsenen, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein und Gefühle zu zeigen. Diese Authentizität schaffe Vertrauen und gebe den Kindern die Freiheit, ihre eigenen Emotionen zuzulassen.

Trotz vieler wertvoller Einsichten bleibt das Buch in manchen Bereichen recht oberflächlich. Der Autor ist bemüht, möglichst viele Facetten des Themas zu beleuchten, doch gerade für Fachkräfte fehlt es an wissenschaftlicher Tiefe. Wissenschaftliche Evidenzen werden kaum erwähnt, was das Buch vor allem für Laien zugänglicher macht, jedoch einige Leser enttäuschen könnte, die eine fundiertere Auseinandersetzung erwarten. Zudem wird der Fokus stark auf das Grundschulalter gelegt, während ältere Kinder oder Jugendliche weniger thematisiert werden.

Für Eltern, die sich dem Thema Trauer bei Kindern annähern wollen, bietet „Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?“ viele nützliche Ansätze. Caspers versteht es, schwierige Themen leicht verständlich und auf Augenhöhe zu vermitteln. Seine einfühlsame Art und die kreativen Vorschläge zur Trauerbewältigung sind eine wertvolle Ressource. Für Fachkräfte mag das Buch nicht tief genug gehen, aber für Laien ist es eine gute Grundlage, um Kinder in schwierigen Zeiten zu begleiten. Wer einen sanften Einstieg in das Thema sucht, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.

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