Miller, R. (2011). Facing violence: Preparing for the Unexpected. Ymma Publications.
„Facing Violence: Preparing for the Unexpected“ von Rory Miller bietet einen recht umfassenden Überblick für eine biografisch gefärbte Interpretation von Selbstverteidigung und Gewaltprävention. Der Autor bietet eine gründliche Analyse der für ihn relevanten Aspekte von Gewalt und gibt praktische Ratschläge für den Umgang mit Gewaltsituationen.
Eine zentrale Thematik des Buches sind rechtliche und ethische Implikationen von Selbstverteidigung. Miller betont die Notwendigkeit für jeden, der Selbstverteidigung lernt, sich mit den Gesetzen über den Einsatz von Gewalt auseinanderzusetzen, um nicht versehentlich strafrechtlich relevantes Verhalten zu trainieren. Zudem fordert er dazu auf, die eigenen ethischen Grenzen zu erkunden und zu verstehen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Dynamik von Gewalt. Selbstverteidigung in seinem Sinne soll lehren, wie Angriffe passieren und wie man sie erkennt, bevor sie geschehen. Dies beinhalte auch das Erlernen von Vermeidungsstrategien, Flucht und verbaler Deeskalation.
Miller behandelt eine „Strategie des Gegenangriffs“ (sic!) bei einem plötzlichen Angriff, den sogenannten „Counter-Ambush“. Dabei handelt es sich streng genommen um eine Taktik, aber trotz leichter Unschärfen wie dieser setzt er konsequente Schlüsse: So ist es ihm wichtig, auch Reflexhandlungen zu trainieren, um sich effektiv verteidigen zu können, wenn ein Angriff unmittelbar bevorsteht.
Ein besonders interessanter Punkt dieses Buches ist das Überwinden der Schockstarre. Miller erklärt, wie es fast universell sei, in einem plötzlichen Angriff zu erstarren, und wie wichtig es sei, diese Erstarrung zu erkennen und zu überwinden. Auch hier lassen sich einige wissenschaftliche Präzisierungen vermissen, die sich aber aus der Neigung von Miller erklären, oft eigene Bezeichnungen für verschiedene Inhalte zu verwenden.
Das Buch behandelt natürlich auch den Kampf selbst, wobei Miller stets betont, dass Lehrinhalte im Einklang mit der Realität stehen müssen. Er empfiehlt, sich darauf zu konzentrieren, realistische Techniken zu vermitteln, die den tatsächlichen Abläufen von Gewalt entsprechen.
Schließlich spricht Miller die Nachwirkungen von Gewalt an, einschließlich der rechtlichen, psychologischen und medizinischen Folgen. Er betont die Bedeutung einer fortgeschrittenen Vorbereitung, um mit diesen Folgen angemessen umgehen zu können.
„Facing Violence“ bietet somit zwar keinen umfassenden Leitfaden, aber eine sinnvolle Überblicksarbeit für jeden, der sich mit Selbstverteidigung und Gewaltprävention beschäftigt. Rory Miller deckt eine Vielzahl von Themen ab, von rechtlichen und ethischen Überlegungen bis hin zu praktischen Techniken für den Umgang mit Gewaltsituationen in der realen Welt. Empfehlenswert wäre eine wissenschaftliche Überarbeitung, um Inhalte konkret für das Training zu operationalisieren. Dennoch sollte diese Einführung in wesentliche Elemente des Selbstschutzes in keinem Bücherregal fehlen, wenn der Leser dazu bereit ist, manche individuellen Interpretationen von Miller für sich zu reflektieren.
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Kannst du bitte „Meditations On Violence“ von Miller auch nochmal vorkosten!? Das erscheint mir persönlich spontan noch interessanter.
Mit einsetzender Alters-Weitsicht wird das Lesen zusätzlich unattraktiv, daher freue ich mich auch auf künftige Hörbucheditionen von dir… 😉😂😙
Eva, ich empfehle einen Blick in diesen kleinen Aufsatz: https://brodala-gruppe.de/miller/
Habe überlegt, diese Zusammenfassungen auf Insta oder TikTok einfach vorzulesen mit dem Teleprompter. Also würde ja bissle in die Richtung gehen. 😅
Den Artikel kenne ich, da geht es ja aber vor allem um die Kategorisierung soziale/asoziale Gewalt. Sich in einer „gattungstheoretischen Zuordnung“ von asozial, unsozial, dissozial oder antisozial zu verlaufen liegt mir aber fern. Ich zielte eher auf ein anderes Spannungsfeld, dass das Buch angeblich zum Inhalt hat. Hm, ich glaub‘ ich zieh mir das mal rein. (Irgendwann bestimmt.) Kaufe aber, wenn möglich, gebrauchte Bücher! Mutter Natur zuliebe, sry
Da hast du Recht. War mehr ne Art Wissenschaftskritik. Und es lohnt sich vermutlich auch, das noch mal zusammenzufassen. Ist ja auch ein absoluter Evergreen. Danke für deine Beharrlichkeit. 😊