Banks, A. R. (2021). Creepology: Self-defense for your social life. Selbstverlag.
Dieser praxisorientierte Leitfaden richtet sich an Menschen, insbesondere Frauen, die regelmäßig mit unerwünschter Aufmerksamkeit und belästigendem Verhalten in sozialen Kontexten konfrontiert werden. Das Buch geht auf psychologische Mechanismen zwischenmenschlicher Interaktionen ein und bietet Strategien an, um mit aufdringlichem Verhalten umzugehen.
Selbstverteidigung in diesem Buch bezieht sich weniger auf körperliches Konfrontationsmanagement, sondern vielmehr auf die psychologische und kommunikative Ebene. Die Autorin setzt darauf, die Leserinnen und Leser darin zu schulen, subtile Anzeichen von übergriffigem Verhalten frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. In dargestellten Szenarien werden alltägliche Situationen beleuchtet, in denen unangemessenes Verhalten oft zu spät bemerkt wird oder als gesellschaftlich „akzeptiert“ betrachtet wird. Die Hauptstrategie liegt darin, Grenzen klar und selbstbewusst zu setzen, bevor sich unerwünschtes Verhalten festigen kann.
A.R. Banks zeigt auf, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, klare Grenzen zu setzen, was oft zu Eskalationen führt. Sie stellt eine Reihe von praktischen Beispielen zur Verfügung, um genau das zu trainieren. Aus psychologischer Sicht wird hier vor allem das Konzept der assertiven Kommunikation betont, die es ermöglicht, nonverbal und verbal deutliche Zeichen zu setzen, bevor eine Situation kritisch wird.
Ein wichtiger Punkt, den das Buch anspricht, ist die Analyse sozialer Normen und warum es für viele Betroffene schwer ist, in bestimmten Momenten zu reagieren. Durch die Erörterung von Gruppenverhalten, Scham und gesellschaftlichen Erwartungen bietet die Autorin eine Reflexion darüber, wie innere Unsicherheiten im Umgang mit sozialen „Creeps“ (auf deutsch in etwa „Sonderlinge, die etwas Gruseliges ausstrahlen“) überwunden werden können.
Banks thematisiert den Druck, in sozialen Situationen „höflich“ sein zu müssen, selbst auf Kosten des eigenen Wohlbefindens. Sie fordert dazu auf, diesen Impuls zu hinterfragen und gibt psychologische Techniken an die Hand, um selbstsicher und ohne Schuldgefühle nein sagen zu können.
Was das Buch besonders auszeichnet, ist die Verbindung zwischen alltäglicher Sozialpsychologie und praktischer Selbstverteidigung im sozialen Raum. Banks bietet eine eingängige und zugängliche Schreibweise, die auch komplexe Phänomene leicht verständlich macht. Diese besondere Mischung aus reiner Theorie und theoretischer Praxis könnte Menschen ansprechen, die bisher wenig Erfahrung mit Selbstbehauptung haben, sich aber in sozialen Situationen oft unwohl oder unsicher fühlen.
Die Kapitel sind dabei gut strukturiert und enthalten hilfreiche Tipps, die leicht in den Alltag integriert werden können. Darüber hinaus betont A.R. Banks den Wert der Selbstwahrnehmung und wie wichtig es ist, die eigenen emotionalen und physischen Reaktionen zu verstehen und zu steuern.
Kritisch anzumerken ist, dass Creepology an einigen Stellen etwas oberflächlich bleibt. Wer bereits Erfahrung im Bereich der Selbstbehauptung oder sozialen Dynamiken hat, wird feststellen, dass einige der vorgestellten Empfehlungen nichts Neues sind. Zudem wird die Rolle von Trauma und psychischen Nachwirkungen von belästigendem Verhalten eher am Rande behandelt. Das könnte für einige Betroffene eine zu geringe Tiefe in der Auseinandersetzung mit diesen komplexen Themen darstellen.
Ein eher formales Manko ist, dass das Buch sich hauptsächlich auf heteronormative und weibliche Perspektiven konzentriert. Obwohl es grundsätzlich für alle Geschlechter relevant ist, könnten Männer oder nicht-binäre Personen, die ebenfalls Opfer von übergriffigem Verhalten werden, sich weniger angesprochen fühlen.
Für diejenigen, die neu in das Thema einsteigen oder sich in sozialen Situationen häufig unsicher fühlen, ist Creepology eine empfehlenswerte Lektüre. Es vermittelt praxisnahe Tipps und gibt den Lesern die Werkzeuge an die Hand, um in unangenehmen Situationen selbstbewusster und sicherer zu agieren. Trotz einiger Schwächen, insbesondere hinsichtlich der Tiefe und Zielgruppenansprache, liefert das Buch einen ganz soliden Einstieg in die Thematik der sozialen Selbstverteidigung.
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